Den katholischen Kirchengemeinden in Bietigheim-Bissingen stehen spannende Zeiten bevor, denn im Laufe des Jahres starten einige große Veränderungen. Um sich damit zu beschäftigen, haben sich die Räte vom 19. bis 21. Januar 2024 im Bildungshaus Kloster Schöntal getroffen. Mehr als 30 Mitglieder der Räte aller fünf Gemeinden (Il buon Pastore, St. Johannes, St. Laurentius, Sveti Franjo Asiski, Zum Guten Hirten), Pfarrer Roland Deckwart, Pater Ante, Don Nestore, sowie hauptamtliche Mitarbeiter nahmen an der Veranstaltung teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gabi Maier-Güttler und Dieter Barth, die die Räte bereits seit einigen Monaten bei den Überlegungen zur weiteren Entwicklung der Gemeinden unterstützen.
Am Samstagmorgen stellte Pirmin Weisensee zunächst die Ergebnisse der drei Workshop-Abende im Rahmen des Entwicklungsplanes im zweiten Halbjahr 2023 vor. Hier wurden Ziele für die weitere Entwicklung der Gemeinde und Vorschläge für konkrete Maßnahmen erarbeitet, die von den Räten zu bewerten sind. Für die zur Umsetzung empfohlenen Themen gilt es anschließend Paten zu finden, die sich um die Umsetzung kümmern.
Birgitta Negwer, Dekanatsreferentin in Ludwigsburg, informierte anschließend mit einem „Blick auf die Realitäten“ der Diözese in den nächsten Jahren über Entwicklungen in der Diözese. Sie ermutigte die Räte, die Gegenwart Gottes nicht nur in uns und den Kirchengemeinden zu suchen und zu sehen. Gott wirkt auch durch viele Menschen und Organisationen, die sich außerhalb kirchlicher Strukturen für Menschen und die Erhaltung der Schöpfung einsetzen. Bei immer weniger (aktiven) Personen in den Gemeinden gilt es daher verstärkt mit anderen engagierten Kräften zusammenzuarbeiten und gemeinsam für die Menschen da zu sein.
Die Statistiken der Diözese zeigen, dass die Gemeinden immer schneller schrumpfen. Gleichzeitig können ausgeschriebene Priesterstellen nur zu 25% und pastorale Stellen nur zu ca. 13% besetzt werden. Auch hier mangelt es bereits massiv an „Fachkräften“. Aber es gibt viele engagierte Menschen, die es zu ermutigen gilt, ihre Talente und Fähigkeiten in den Gemeinden allen zur Verfügung zu stellen – egal ob für ein kleines Projekt oder über einen längeren Zeitraum.
Bischof Dr. Gebhard Fürst und der Diözesanrat haben beschlossen, dass die Diözese bis 2040 klimaneutral sein soll. Dieses Ziel wird nur erreicht, wenn alle Ressourcen, insbes. die (nichtsakralen) Gebäude der Diözese – sie sind für 80% des CO2-Ausstoßes der Diözese verantwortlich – optimal genutzt und bei Bedarf modernisiert werden. Ein entsprechendes Entwicklungs- und Konsolidierungsprojekt wird im Sommer 2024 starten. Auch die Gemeindehäuser in Bietigheim-Bissingen werden auf den Prüfstand gestellt werden und die Kirchengemeinderäte müssen entscheiden, wie diese zukünftig genutzt werden (z.B. Vermietungen an andere Einrichtungen oder Privatpersonen) und welche Modernisierungen ggf. erforderlich sind. Das kann einschneidende und schmerzhafte Veränderungen mit sich bringen. Frau Negwer beendete ihre Präsentation dennoch mit der mutmachenden Botschaft: „Es wird anders gut!“
In einem kleinen Interview informierte Pfarrer Roland Deckwart, dass er zu Ende August in den vorzeitigen Ruhestand gehen möchte – also sechs Monate vor der offiziellen Altersgrenze von 70 Jahren. Seit kurzem ist nun bekannt, dass die Diözese seinem Wunsch entsprechen wird. Bis zur Einsetzung eines neuen Leitenden Pfarrers wird ein Administrator die Gemeinden zusammen mit den Kirchengemeinderäten leiten. Wie lange diese Vakanz dauern wird, ist nicht abzuschätzen.
Was diese Vielzahl an bevorstehenden Aufgaben und Veränderungen für die Gemeinden und die (2025 neu zu wählenden) Räte bedeutet und wie sie damit umgehen sollen, diskutierten die Räte offen, konstruktiv, kollegial in unterschiedlichen Gruppen und unter verschiedenen Blickwinkeln:
Wie und welche Gottesdienste können geplant werden, welche Aufgaben werden die Räte in der nächsten Amtsperiode haben, wie können wir von anderen Gemeinden lernen, wie nutzen wir die Immobilien zukünftig? Wie, mit wem und für wen gestalten wir als Kirchengemeinde(n) unser sich veränderndes Gemeindeleben? Wie nutzen wir die vielen Chancen, dass sich auch neue Talente bei einzelnen Projekten oder für einige Zeit einzubringen? Die Aufgabe der Räte wird es sein, dies zu ermöglichen und zu unterstützen.
In einer Gemeindeversammlung am Mittwoch, 10. April 2024, um 19:30 Uhr im Bissinger Gemeindehaus Zum Guten Hirten werden die Räte über die anstehenden Veränderungen und die Chancen daraus informieren und hoffen auf ergänzende Vorschläge und kritische Fragen von möglichst vielen Teilnehmern. Denn nie war die Gelegenheit für ein aktives Mitgestalten der Katholischen Kirche vor Ort besser als jetzt.