Zur Bundesgartenschau in Mannheim gehört auch ein so genannter „Weltacker“. Er ist 2000 Quadratmeter groß und hat damit etwa ein Viertel der Fläche eines Fußballfeldes. Würde man die weltweite Ackerfläche gerecht durch die Zahl der Menschen auf der Erde teilen (mehr als acht Milliarden), so würde jeder Mensch 2000 m² erhalten. Darauf muss wachsen, was uns ernährt und versorgt: Weizen und Roggen für unser täglich Brot, Mais und Soja als Futterpflanzen für Tiere, Baumwolle für T-Shirts, Sonnenblumen für Speiseöl, Raps für Biodiesel und Zuckerrüben für den Zucker im Tee oder Kaffee. Auf den 2000 m² Weltacker auf der Bundesgartenschau nach einem Konzept der „Zukunftsstiftung Landwirtschaft“ ist maßstabsgetreu angebaut, was weltweit auf den Ackerflächen steht.
Der Weltacker zeigt aber nicht nur anschaulich, was alles auf der Welt wächst, sondern er ist auch ein Bildungsprojekt vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg und des Eine-Welt-Forums Mannheim. Sie wollen mithilfe des Weltackers u.a. erklären, weshalb Nahrungsmittel so ungerecht verteilt sind. Carla Olbrich ist Gärtnerin auf dem Weltacker: „Durch unseren Lebensstil verbrauchen wir dreimal so viel, wie uns eigentlich in Deutschland zur Verfügung steht. Und diese Anbauflächen fehlen natürlich wieder in anderen Ländern, wo für die örtliche Bevölkerung nichts angebaut wird, sondern stattdessen unser Kaffee oder das Soja, was unsere Tiere gefüttert bekommen.“ Carla Olbrich hat den Weltacker flächenmäßig geplant, arbeitet in der Bildungsarbeit mit und kümmert sich als Gärtnerin um den Weltacker: Sie hackt den trockenen Boden auf, wässert oder bindet Tomaten hoch.
Alles ist auf dem Weltacker genau so bepflanzt, wie es den Anbauverhältnissen auf der Welt entspricht, erklärt Gärtnerin Carla. Es gibt kleine Flächen mit Blühmischungen, auf einer mittelgroßen blühen gerade Erdnusspflanzen; und dann ist da die ganz große Fläche. „Die Hälfte der weltweiten Ackerflächen ist mit Getreide bepflanzt. Darunter fallen Mais, Hirse, Weizen und Gerste und zum Beispiel auch der Reis.“ Warum reichen so große Getreidemengen dann nicht aus, um alle Menschen satt zu machen? Carla erklärt: Bis auf den Reis wird der größere Teil des Getreides an Tiere verfüttert oder man macht Treibstoff oder Energie daraus. Das hilft also nicht gegen den Hunger auf der Welt.
Carla Olbrich hat gerade ihr Studium „Ökologische Landwirtschaft“ abgeschlossen. Für sie ist wichtig, „die Verbindung wieder herzustellen zwischen den Produkten, die im Supermarkt liegen, und der Landwirtschaft, die irgendwie draußen vor unseren Haustüren stattfindet. Ich glaube, diese Verbindung ist sehr stark beschädigt oder gar nicht mehr vorhanden.“ Im Supermarkt kauft sie nur ganz selten ein: „Ich weiß bei jedem Produkt, was da irgendwie gerade schiefläuft.“ Sie denkt an Gemüse aus Spanien oder Italien, riesige Gewächshäuser, enormen Wasserverbrauch und teils unwürdige Arbeitsbedingungen. Sie würde sich wünschen, dass es kein Billig-Fleisch mehr geben muss, Gemüse und Obst nur aus der Region und wenn Saison ist.
Um den Flächenverbrauch zu reduzieren und Ackerflächen nachhaltiger zu nutzen, empfehlen die Weltacker-Verantwortlichen, weniger Essen wegzuwerfen und auf allen Ebenen weniger Lebensmittel zu verschwenden. Ein Drittel aller auf dem Acker angebauter Früchte landet im Müll oder wird gar nicht erst geerntet. Auch weniger Fleisch essen hilft, denn viel Ackerfläche wird für Tierfutter verwendet. Jeder und jede einzelne kann etwas tun, aber es braucht auch politische Weichenstellungen. Das weiß auch die junge Gärtnerin vom Weltacker. Und dennoch bleibt sie optimistisch und glaubt, dass sich etwas ändern lässt: „Weil, wenn ich denken würde, es wäre nicht möglich, dann wüsste ich nicht, ob ich noch weitermachen würde. Deswegen: Ja, ich will, dass es möglich ist. Und ich glaube ganz, ganz fest daran. Und ja, wir schaffen das!“
Weitere Infos zum Weltacker: www.weltacker23.de
(Text: Manuela Pfann/Christian Turrey, Foto: Manuela Pfann)