Pfarrer Deckwart über die Gemeinden nach Ende der Corona-Einschränkungen

Zu Ostern enden die staatlichen Schutzvorgaben im Kampf gegen die Corona-Pandemie. An Karfreitag (7. April 2023) laufen nach mehreren Lockerungsschritten auch die letzten bundesweiten Maskenpflichten im Gesundheitswesen aus. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Pandemie als beendet hat. Für die katholische Kirche in Bietigheim-Bissingen hat Pfarrer Roland Deckwart im compass-Magazin zur Situation in den Kirchengemeinden nach dem Ende der Corona-Einschränkungen ein Resümee gezogen, das wir nachfolgend dokumentieren:

Die Jahre der verschiedenartigen Einschränkungen durch Corona haben unser Gemeindeleben weitgehend zum Erliegen gebracht. Auch sind dadurch viele Kontakte abgebrochen und die Zahl der Gottesdienstbesucher in all unseren Kirchen ist drastisch zurückgegangen. Im Bereich unserer Mitarbeitenden mussten wir leider Krankheitsfälle erleben, die nur schwer durch Vertretungen aufzufangen oder auszugleichen waren.

Nun sind endlich alle geltenden Einschränkungen weggefallen und wir können uns wieder treffen, uns begegnen und wieder miteinander feiern. So haben wir in diesem Jahr geplant, dass alle unsere Treffen, Aktionen und Feste, die wir wegen der Einschränkungen aussetzen mussten, wieder stattfinden sollen, z. B. das Fronleichnamsfest am Viadukt am 8. Juni 2023. Dazu lade ich Sie alle heute schon ganz herzlich ein.

In diesen Jahren hat sich in unserer Seelsorgeeinheit Bietigheim – Bissingen einiges verändert. Wir konnten im Bereich unserer Gesamtkirchengemeinde, das heißt speziell in der Verwaltung vieles vereinfach und zusammenlegen. So haben jetzt unsere Kirchengemeinden einen gemeinsamen Haushalt und ein gemeinsames Bankkonto. Alle unsere hauptamtlichen Mitarbeiter sind bei der Gesamtkirchengemeinde angestellt und wir konnten eine hauptamtliche Kirchenpflegerin einstellen, die, zusammen mit dem Gesamtkirchengemeinderat für die Verwaltung und die Bausachen in den Gemeinden zuständig ist.
Ebenso sind wir gerade dabei die IT der Gemeinden zu bündeln, damit Vertretungen in den einzelnen Pfarrbüros leichter möglich sein werden.

Nachdem der Stellenplan der pastoralen Mitarbeiter/innen in unseren Gemeinden durch die Diözesanverwaltung massiv gekürzt wurde, haben wir in unserer Seelsorgeeinheit nur noch eine Priesterstelle (Pfarrer Roland Deckwart), eine Pastoralreferentenstelle (Rolf Briehl) und eine 10%-Stelle für die Gemeindearbeit der Pastoralreferentin (Ulrike Prießnitz). Wir sind dankbar, dass wir im Oktober 2022 Frau Eva Schock als Kinder- und Jugendreferentin gewinnen konnten. Sie ist Ansprechpartnerin für die Ministranten und alle Aktionen mit Kindern und Jugendlichen in unseren Gemeinden.

Im Augenblick belastet uns sehr, dass wir für die freie 50%-Stelle der Pfarramtssekretärin noch niemand finden konnten ich hoffe aber, dass wir diese Stelle bald besetzten können (Stand: März 2023). Auch konnten wir die Mesnerstelle in St. Johannes nicht wieder besetzten. Deshalb verrichten die Mesnerinnen von St. Laurentius und Zum Guten Hirten, zusammen mit Gemeindemitgliedern aus St. Johannes derzeit die Mesnerdienste. Für den Kirchenschmuck in St. Johannes konnten wir dankenswerter Weise Herrn Müller gewinnen, wir wünschen ihm für seinen Dienst viel Freude.

Was sicher viele in unseren Gemeinden bewegt, sind die derzeit gültigen Gottesdienstzeiten am Samstagabend / Sonntag und an den Feiertagen. Diese Regelung ist leider unumgänglich geworden, da, mit dem wohlverdienten Ruhestand von Pfarrer Seehofer im Oktober 2021, in der Regel nur noch ein Priester für die Eucharistiefeiern in allen drei Kirchen zu Verfügung steht.Mir, als einzigem Priester in der Gesamtkirchengemeinde, sind nun die Dienste von früher zwei Priestern zugefallen. Deshalb ist es für mich nicht möglich alles, was bisher von Pfarrer Seehofer und mir geleistet wurde, allein so weiterzuführen. Es sind ja nicht nur die Gottesdienste in unseren drei Gemeinden, sondern auch in den vier Seniorenheimen in unserer Stadt, die notwendigen und gewünschten seelsorgerlichen Gespräche, die Besuche, die anstehenden Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, die vielfältigen Sitzungen und die administrativen Tätigkeiten. Ich bitte Sie alle um Verständnis, dass im Augenblick, mit Ausnahme an besonderen Tagen, die früher gewohnten Werktagsgottesdienste nicht stattfinden können.

Dankbar bin ich dafür, dass eine Gruppe von Gemeindemitgliedern einen Ausbildungskurs als Wort-Gottesfeier-Leiter absolviert hat und nun immer wieder Wort-Gottes-Feiern gestalten und leiten werden. Dadurch erfahre ich auch eine Entlastung. Ich bitte Sie, auch diese Gottesdienste zu besuchen.

Was mich als Pfarrer besonders beschäftigt und betrübt ist, dass wir in den letzten Jahren erleben mussten, dass die Austritte aus unserer Kirche extrem zugenommen haben – die Zahl unserer Gemeindemitglieder ist dadurch in den letzten zwei Jahren um ca. 5% gesunken. Der Grund für die Austritte ist hoffentlich nicht unser Gemeindeleben hier vor Ort. Auch ich bin erschüttert und sprachlos über die Missbrauchsfälle in unserer Kirche und die schleppende Aufarbeitung durch die Verantwortlichen unserer Kirche. Auch kann ich den Ausschluss von Frauen für manche Dienste und Ämter in unserer Kirche nicht nachvollziehen und wünsche mir dringend weitreichende Veränderungen. Mir ist es deshalb wichtig, dass auch Frauen in den Entscheidungsgremien unserer Gemeinden und in den liturgischen Diensten in unseren Gottesdiensten aktiv mitwirken. Dafür danke ich allen Frauen und Männern, das macht auch mir Mut für die Zukunft.

Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes und frohes Osterfest!
Ihr Pfarrer Roland Deckwart