Katholische Kirche in Bietigheim-Bissingen verändert sich
Mit dem Ruhestand des leitenden Pfarrers Roland Deckwart zum 1. September 2024 wird sich einiges in der Katholischen Kirche von Bietigheim-Bissingen verändern. Bei einer Gemeindeversammlung mit über 120 Gemeindemitgliedern am 10. April 2024 im Gemeindehaus „Zum Guten Hirten“ in Bissingen informierten Pfarrer und Kirchengemeinderäte über das, was kommt.
Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit hatte Pfarrer Deckwart um eine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand gebeten. Normalerweise sollen katholische Pfarrer bis 70 Jahre arbeiten, er darf nun ein halbes Jahr früher zum 1. September in den Ruhestand gehen. Er wird dann aus Bietigheim-Bissingen wegziehen nach Stuttgart, um dort als Ruhestandsgeistlicher auch noch gelegentlich auszuhelfen bei Gottesdienst und Seelsorge. Bis ein neuer Pfarrer für Bietigheim-Bissingen ernannt wird, kann es mehr als ein Jahr dauern. Im letzten Herbst waren in der gesamten Diözese Rottenburg-Stuttgart 25 Stellen für Priester ausgeschrieben, nur sechs davon konnten tatsächlich besetzt werden. Auch die benachbarte Seelsorgeeinheit Asperg-Tamm-Markgröningen ist derzeit ohne Pfarrer.
Als Vertretung in administrativen Fragen wird ab 1. September Pfarrer Jens-Uwe Schwab aus der Nachbarseelsorgeeinheit Freiberg+Pleidelsheim/Ingersheim tätig sein. Das seitherige Angebot an Gottesdiensten kann aber nicht wie gewohnt aufrechterhalten werden. Darum kann es ab 1. August statt drei nur noch zwei Gottesdienste an jedem Wochenende in den drei katholischen Kirchen von Bietigheim-Bissingen geben, einen am Samstag um 18.30 und einen am Sonntag um 10.30 Uhr. Das können Eucharistiefeiern sein, wenn ein Priester zur Verfügung steht, das werden aber auch so genannte Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung sein, die ausgebildete, nicht-geweihte Ehrenamtliche mit den Gläubigen feiern. Diese Gottesdienstform wird seit einiger Zeit bereits ausgebaut, um den Priester zu entlasten und die Vakanz zu überbrücken.
Ab 9. August wird mit Pfarrer Francis Asaba auch wieder ein Urlaubsvertretungspfarrer aus Uganda bis 31. Oktober in Bietigheim sein und Gottesdienste übernehmen. Er war bereits in den letzten beiden Sommerferien in Bietigheim und kennt die Gemeinden. Auch die beiden Pfarrer der italienischen und kroatischen Gemeinde, Don Nestore und Pater Ante, werden mithelfen in der Vakanz. Als Hauptamtliche sind nach dem Weggang von Pfarrer Deckwart noch Pastoralreferent Rolf Briehl und Pastoralreferentin Ulrike Prießnitz im Stellenplan vorgesehen. Briehl wird weiter u.a. Religion unterrichten, Erstkommunionkinder und die Firmungen vorbereiten, Prießnitz ist vor allem als Krankenhausseelsorgerin in Bietigheim tätig und mit einem geringen Stellenanteil in der Seelsorge im Hospiz. Mit Eva Schock gibt es noch eine Kinder- und Jugendreferentin, die sich vor allem um die Ministrantenarbeit kümmert.
Pfarrer Deckwart und die Kirchengemeinderäte appellierten in der Gemeindeversammlung, sich gerade jetzt zu engagieren. Im März 2025 stehen die Wahlen zum nächsten Kirchengemeinderat an. In der Pfarrer-losen Zeit werden diese Gremien noch wichtiger für das Gemeindeleben. Wer Interesse an der Mitarbeit hat, kann sich gerne jetzt schon an die Vorsitzenden der Gremien wenden. Das große Interesse an der Gemeindeversammlung ermutigte auch, dass die Gemeinden ihre Chance für Veränderung, für mehr Vernetzung untereinander, aber auch in der Ökumene mit den evangelischen Kirchengemeinden nutzen.
Veränderungen zeichnen sich in der katholischen Kirche aber nicht nur im personellen Bereich ab. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat beschlossen, bis 2040 Klima-neutral zu sein. Dieses ehrgeizige Ziel kann nur erreicht werden, wenn nachhaltiger gehandelt wird. Beim Energieverbrauch sind die Gemeinden schon auf einem guten Weg: In St. Johannes im Buch ist der Stromverbrauch seit 2013 um ein knappes Drittel gesunken. Durch die Photovoltaikanlagen auf Kirchen und Gemeindehäusern wird inzwischen mehr Strom erzeugt, als in den Gemeinden verbraucht wird. Erneuerte Heizungsanlagen, LED-Beleuchtung und eine abgesenkte Raumtemperatur auf 13° in den Kirchen helfen mit, Energie zu sparen. Der Verzicht auf Einweggeschirr bei Festen und das Spülmobil beim Fronleichnamsfest am Dreschschuppen tragen ebenfalls zur nachhaltigen Gemeindeentwicklung bei.
Um wie geplant Klima-neutral zu werden, muss aber auch der Gebäudebestand reduziert werden, und zwar bei nicht-sakralen Gebäuden in der gesamten Diözese um 30%. Es geht dabei z.B. um Gemeinde- und Pfarrhäuser. Bis 2035 soll der Bestand reduziert werden. Darum wird jetzt überlegt, wie die drei Gemeindehäuser in Bietigheim, Buch und Bissingen noch besser ausgelastet werden können, auch mit nicht-kirchlichen Gruppen, und wo es möglicherweise ökumenisch oder auch anderweitig genutzte Häuser geben kann. Der Auftakt zu diesem Prozess findet am 29. Juni bei einer Regionalkonferenz mit Vertretern aus diversen Bereichen in Kornwestheim statt. Einiges wird sich ändern, aber – so die Einschätzung von Pfarrer Deckwart: „Es wird anders gut.“
(Christian Turrey)